Grün ist wirklich eine schöne Farbe. Aber ist es auch schön eine grüne Nase zu haben, nur weil alle eine grüne Nase haben? Die Geschichte zeigt, dass es etwas viel Besseres gibt, als das zu haben, was alle haben. Aber lies selbst. Der Holzpuppen-Schnitzer war bekannt für seine vielen kreativen Kunstwerke: Jede seiner Holzpuppen war einmalig und mit besonderen Merkmalen liebevoll gemacht. Zwei davon - Eva und Adam - saßen in seiner Werkstatt und schauten zum Fenster hinaus. Sie wunderten sich über die lange Holzpuppen-Warteschlange gegenüber vor dem Haus des Nasenmalers. Alle, die wieder herauskamen, hatten grüne Nasen und trugen diese sehr hoch, damit die anderen sie nicht übersehen konnten. Laut überlegten Adam und Eva, ob man durch grüne Nasen schneller, stärker oder schlauer werden würde, doch der Holzpuppen-Schnitzer winkte ab: „Jeder will einfach wie die anderen aussehen. |
Neulich trugen alle riesige Schuhe, dann dreieckige Hüte und nun sind eben grüne Nasen dran. Eigentlich habe ich sie ja alle absichtlich so verschieden gemacht…“ Eva und Adam wollten sich die Sache mal aus der Nähe anschauen. Der Holzpuppen-Schnitzer erinnerte sie als sie aufbrachen: „Vergesst nicht, dass ich euch absichtlich so unterschiedlich gemacht habe!“ |
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Eva und Adam beobachteten, wie eine Holzpuppe nach der anderen in den Nasenmalladen ging und mit einer grünen Nase herauskam. Eine Holzpuppe mit großer Nase rief laut: „Eine grüne Nase: Das ist der Hit! Pass auf, dass du nicht die einzige Holzpuppe ohne grüne Nase bist!“ Adam fragte verwundert: „Wer ist das denn?“ Jemand aus der Warteschlange erklärte ihm: „Das ist Herr Gehör-dazu! |
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Ihm gehört der Nasenmalladen, doch er hatte auch all die anderen Ideen mit riesigen Schuhen, dreieckigen Hüten und nun eben mit den grünen Nasen. Er bestimmt die neueste Mode. Er ist der Größte!“ Eva und Adam hatten genug gesehen und machten sich auf den Heimweg. Sie waren sich sicher, dass sie niemals den Nasenmalladen betreten würden. |
Am nächsten Tag traf Adam seine beiden Freunde Paul und Gerd, die sich gerade über die grünen Nasen unterhielten. „Die Farbe beißt die Nase und stinkt“ sagte Paul und Gerd meinte, sie könnte vielleicht auch in die Augen gelangen, außerdem kriege man sie nur mit Schmirgelpapier wieder ab. Da bemerkten die drei eine große Ansammlung von grünnasigen Holzpuppen und wurden still. Der Bürgermeister begann gerade eine Rede: „Ich begrüße alle zum ersten Treffen des Grün-Nasen-Clubs! Ihre grüne Nase zeigt, dass Sie dazu gehören: Sie sind stark! Sie sind edel! Sie sind großartig! Sie sind grün!“ Während die Holzpuppen begeistert klatschten liefen die drei Freunde schnell los und stoppten erst vor dem Nasenmalladen. Nach wenigen Minuten hatten alle drei grüne Nasen und streckten diese hoch in die Luft. „Fühlt es sich nicht super gut an, dass wir nun auch dazugehören?!“ Adam war begeistert. |
Ab jetzt verbrachten sie ihre Zeit mit den anderen grünnasigen Holzpuppen, gingen jede Woche zur Nasen-Politur, besorgten sich Nasenschirme gegen den Regen und Nasenwärmer gegen die Kälte und sie genossen es, auf die nicht angemalten Holzpuppen herabzuschauen. Adam, Paul und Gerd konnten sich nicht mehr vorstellen, dass jemand keine grüne Nase haben will, als sie auf Eva stießen. |
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Adam sah, dass sie immer noch keine grüne Nase hatte und stotterte: „La-la-lange nicht gesehen…!“ Eva meinte nur: „Ich glaube, du hast lange niemanden außer dich selbst gesehen!“ Adam ärgerte sich über Eva und noch mehr ärgerte er sich über das, was er sah: Auf der anderen Straßenseite stand eine Holzpuppe mit roter Nase, eine zweite lief ihm entgegen, eine dritte und vierte hinterher. Plötzlich waren sie umringt von Holzpuppen mit roten Nasen. Die, die keine rote Nase hatten, standen Schlange vor dem Nasenmalladen, um sie sich anmalen zu lassen. |
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Herr Gehör-dazu stand vor dem Laden und rief: „Hereinspaziert, denn grüne Nasen sind nun out, jetzt sind rote in der Mode!“ Nach kurzem Zögern stellten sich die drei Freunde in die Schlange und kamen einige Zeit später mit roten Nasen aus dem Nasenmalladen heraus. ![]() |
Einige Tage lang war alles in Ordnung, bis Adam, Gerd und Paul eine Holzpuppe mit einer gelben Nase entdeckten. Die Freunde stöhnten, aber sie wechselten die Farbe. Allerdings dauerte es nicht lange, dann war gelb out und pink war in. Dann war pink out und blau war in. Die Mode wechselte so schnell, dass die Freunde jede Menge Farbschichten auf der Nase hatten und nicht mehr wussten, wie ihre Originalfarbe eigentlich aussah. Sie hatten keine Lust mehr auf diesen Nasenmal-Stress, doch da lief ihnen eine Holzpuppe mit orangener Nase über den Weg. Adam erinnerte sich an den Holzpuppen-Schnitzer. „Hätte ich nur auf ihn gehört!“, sagte er zu seinen Freunden. „Ob er uns wohl helfen würde?“ „Warum fragt ihr ihn nicht?“ antwortete Eva, die gerade vorbeigekommen war. „Er fragt jeden Tag nach euch!“ „Bestimmt ist er böse auf mich.“ meinte Adam. Doch Eva winkte ab: „Er ist nicht böse, nur traurig! Und er möchte, dass du zu ihm kommst.“ „Ob wir wohl alle zusammen hingehen könnten?“ fragte Adam und Eva nickte zustimmend: „Gute Idee!“ Als sie sich dem Haus des Holzpuppen-Schnitzers näherten, kam er ihnen bereits entgegen. Er betrachtete ihre blaue Nasen und meinte: „Ihr habt versucht, euch anzupassen, oder?“ Als die Freunde nickten fragte er weiter: „Hat es denn geklappt?“ Adam antwortete kleinlaut: „Nicht so richtig, denn ständig wurden die Regeln geändert!“ Der Holzpuppen-Schnitzer nickte wissend: „Ja, so ist es immer…!“ Gerd sprach für alle: „Am liebsten wären wir wieder wir selbst!“ Der Holzpuppen-Schnitzer freute sich darüber: „Ich helfe euch gerne dabei, so zu sein, wie ich euch gemacht habe. Doch das wird eine Weile dauern.“ Bei diesen Worten zog er ein Stück Schmirgelpapier aus seiner Tasche. Die Freunde folgten ihm in die Werkstatt, wo der Holzpuppen-Schnitzer gleich damit begann, die Farbe abzuschmirgeln. Es war unangenehm und tat auch weh, abgeschmirgelt zu werden. Aber die Freunde ertrugen es gern, um wieder sie selbst zu werden. ![]() (Geschichte von Max Lucado – frei nacherzählt) |
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