Vor vielen, vielen Jahren lebte in Hamburg ein Pastor, der Johann Hinrich Wichern hieß. (In Norddeutschland sagt man statt Pfarrer Pastor.) Damals gab es noch keine Autos, auf den gepflasterten Straßen waren Pferdefuhrwerke und Kutschen unterwegs. Es gab viele sehr arme Familien, denen oft das Geld für Essen, Kleidung und auch Wohnung fehlte. Viele Kinder lebten auf der Straße und mussten ganz alleine zurechtkommen. Pastor Hinrich Wichern fand das sehr schlimm. Deshalb beschloss er, den Kindern ein Zuhause zu geben und gründete das Rauhe Haus in Hamburg. Da er ein Herz für Kinder hatte und sich immer wieder Neues für sie ausdachte, mochten die Kinder auch ihn sehr gern. Als im November 1839 ein paar der Kinder über Langeweile klagten, schlug er ihnen vor, doch ein paar schöne Geschenke zu basteln, damit an Weihnachten jedes Kind ein kleines Päckchen bekommen könnte. Begeistert machten sich die Kinder ans Werk und bastelten mit Holz und anderen Naturmaterialien kleine Tierchen und andere Dinge zum Spielen. ![]() Als sie fertig waren fragte Pastor Wichern, ob sie denn wüssten, warum Weihnachten überhaupt gefeiert wird. Mehrere Kinder riefen durcheinander: „Da ist doch Jesus geboren!“ Herr Wichern freute sich, dass die Kinder so gut Bescheid wussten und kündigte an, dass er mit ihnen ab dem 1. Dezember jeden Tag Lieder singen und ihnen Geschichten erzählen möchte, damit die Zeit bis zum Heiligabend eine richtig schöne Zeit würde. Die Kinder waren begeistert. Die kleineren wollten aber nochmals genau wissen, wie lange das denn nun dauern würde, bis endlich Weihnachten ist. Pastor Wichern erklärte ganz geduldig: „Morgen ist der 1. Dezember und am 24. Dezember feiern wir den Heiligabend!“ Doch er merkte, dass die Kleinen auch mit dieser Antwort nicht wirklich zufrieden waren. Da hörte Herr Wichern draußen ein Pferdefuhrwerk vorbeifahren und hatte eine Idee… ![]() Aus der Scheune holte er ein altes Wagenrad, außerdem suchte er viele Kerzen: Zwanzig kleine rote und vier große weiße. Alle vierundzwanzig Kerzen befestigte er auf dem Rad, immer abwechselnd fünf kleine, dann eine große. Als die Kinder bereits im Bett waren, hängte er das Kerzenrad auf. Die Kinder staunten am nächsten Morgen, als sie das Rad entdeckten. Pastor Wichern erklärte ihnen, dass sie nun jeden Tag eine Kerze anzünden werden, so wird die dunkle Zeit bis Weihnachten immer heller. Die großen Kerzen waren die Kerzen für die Adventssonntage und die kleinen waren für die Wochentage. Wenn alle Kerzen leuchten, dann ist Weihnachten! ![]() Sie zündeten die erste Kerze an und sangen alle zusammen mit frohen Herzen ein Adventslied! So hatte Pastor Wichern den ersten Adventskranz und eigentlich auch gleich einen Adventskalender erfunden. Die Idee hat sich verbreitet und bis heute gehalten, auch wenn sich das Aussehen der Adventskränze verändert hat. ![]() |